Darmstädter Echo , 24. August

Vor neuen Wegen im Darmstädter Schach?

Probleme der Abteilungen in den Großvereinen — Darmstädter Schachklub 1875 soll wiedergegründet werden

(berg) Das Darmstädter Schach steht möglicherweise vor der größten Zäsur der letzten Jahrzehnte. Mit der diskutierten Gründung eines Darmstädter Schachvereins, der die derzeit bestehenden Schachabteilungen wiedervereinigen könnte, würde die sportliche Substanz der Darmstädter Schachszene gebündelt. Im Gespräch ist die Wiedergründung des traditionellen Darmstädter Schachklubs 1875, der Anfang der 60er Jahre in die Schachabteilungen der Großvereine zerfiel. Nach über dreißig Jahren getrennter Wege besteht die Möglichkeit, das Darmstädter Schach wieder zusammenzuführen. Diese Idee ist nicht *neu 'und wurde immer wieder angedacht, - doch nun sind die aktuellen Probleme der einzelnen Abteilungen, die aus mittelfristigen Entwicklungen resultieren, kumuliert — ausschlaggebender Impuls für den Schritt vom Gedankenspiel zur praktischen Umsetzung. . Es fällt auf, daß die sportliche Entwicklung aller drei Darmstädter Schachabteilungen, stagniert. TEC Darmstadt, seit jeher Flaggschiff des Darmstädter Schachs, beklagt nach dem Abstieg aus der Hessenliga und• dem in der letzten Saison verfehlten Wiederaufstieg den Verlust wesentlicher Leistungsträger an die Konkurrenz. Der Verein steht ohne reale Perspektive in der Landesklasse Süd. Grün-Weiß Darmstadt versucht ebenfalls seit Jahren vergeblich, den Aufstieg aus der Landesklasse in die Hessenliga zu erreichen. Obwohl die 1988 nach dem Wechsel von Blau-Gelb zu Grün. Weiß gegründete Schachabteilung mit dem Starkenburger Pokalsieg 1993 und dem Erreichen des deutschen Fernschachpokalfinales auf spektakuläre Einzelerfolge verweisen kann, ist die sportliche Gesamtentwicklung eher rückläufig. Die Schachabteilung des Traditionsvereins TSG Darmstadt steckt nach dem Abstieg aller Mannschaften in der vergangenen Saison in einer schweren Krise. Nach einem Aufschwung vor wenigen Jahren ist die erste Mannschaft in die Bezirksklasse zurückgerutscht. Den Kontrast zur Stagnation im Darmstädter Schach bilden Vereine im Umland, die mit rasanten Erfolgen auf sich aufmerksam machen und Spielerpotentiale an sich binden. An erster Stelle ist. der Schachverein Griesheirn zu nennen, der nach einem phänomenalen Aufschwung die Zweite Bundesliga erreicht hat und mit der zweiten Mannschaft, wie die spielstärksten Darmstädter Vereine TEC und Grün-Weiß, in der Von Holger Bergmann  Landesklasse steht. Auch Hessenligaaufsteiger SC Erzhausen ist den Darmstädter Klubs davongezogen. Die Basis zum Werben neuer Mitglieder ist für die Darmstädter Vereine kontinuierlich schwächer geworden. Hinzu kommen Rahmenbedingungen, die ungleich schlechter sind als die der konkurrierenden eigen-ständigen Schachvereine außerhalb Darmstadts. So sind die Mitgliedsbeiträge der Schachabteilungen im Zuge der Finanzprobleme der Großvereine regelmäßig gestiegen und bewegen sich mittlerweile in Bereichen, die zwei- bis dreimal so hoch sind wie die der selbständigen Nachbarn. « In Darmstadt hat die TSG nach der letzten Beitragserhöhung mit 17 Mark monatlich den höchsten Satz, während Grün-Weiß mit zwölf Mark auf der untersten Grenze der aktuellen kommunalen Sportförderungsrichtlinien operiert (bei Beiträgen unter zwölf Mark würde der Gesamtverein wichtige• städtische Zuschüsse verlieren). Die Schere zwischen den Ansprüchen der kostengünstigen Schachabteilungen und den finanziellen Erfordernissen eines Großvereins öffnet sich zunehmend und macht es den Schachabteilungen fast unmöglich, neue Mitglieder an sich zu binden. Außer den für den Schachsport inzwischen unverhältnismäßig hohen Beiträgen sind die Darmstädter Schachabteilungen zum Teil auch durch ihre Spielbedingungen gehandicapt. Während die meisten Vereine im Darmstädter Umland kostengünstig Bürgerhäuser benutzen können, stehen in Darmstadt bürgerschaftlich nutzbare Räumlichkeiten oder Schulen nicht zur Verfügung. Ausnahme ist der SK Eberstadt im dortigen Haus der Vereine. Die Abteilungen der Großvereine sind in der Regel in Vereinsheime integriert, die den Anforderungen der Schachspieler hinsichtlich Ruhe,' Größe und Verfügbarkeit durch den parallelen Wirtschaftsbetrieb jedoch nicht in jedem Fall genügen. Die Gründung eines eigenständigen Vereins soll Schach in Darmstadt .wieder konkurrenzfähig machen. Mit einer fundierten Struktur soll mittelfristig ein Platz in der Hessenliga erspielt und gesichert werden, in den regionalen Klassen Starkenburgs soll mit möglichst vielen Mannschaften Flagge gezeigt werden: Ein größerer eigenständiger Verein wäre zudem in der Lage, eine erfolgreiche Jugendarbeit mit Perspektiven zu leisten und attraktive Turniere anzubieten. Hinzu kämen die Weiterführung der er-folgreichen Aktivitäten der jetzigen Abteilungen, wie die Ausgestaltung städtepartnerschaftlicher Kontakte und die Herausgabe einer regelmäßig erscheinenden Schachzeitung. Ob der gemeinsame Weg beschritten wird, entscheidet sich im September auf außerordentlichen Mitgliederversammlungen der Abteilungen von TEC. TSG und Grün-Weiß Darmstadt. In jedem Fall wird die kommende Saison in der jetzigen Dreiteilung durchgespielt; ein neuer Schachverein käme erst in der Spielzeit 1995/96 zum Zug. Die Vorstände der drei betroffenen Vereine wurden in den Diskussions- und Entscheidungsprozeß sehr frühzeitig eingebunden, denn die für die Abteilungen negative Gesamtentwicklung haben die Hauptvereine nicht zu verantworten. Vielmehr scheint es so, als seien Schachabteilungen als eher exotisches Angebot der Großvereine in Zeiten stagnierender kommunaler Vereinsförderung nur noch sehr eingeschränkt konkurrenzfähig und womöglich ein Auslaufmodell ohne Zukunft. Die für den Darmstädter Raum beschriebenen Probleme treffen auch auf viele andere Schachabteilungen zu.

 



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